Das wohl bekanntest Merkmal der Landschaft vom Teno-Gebirge ist sicherlich die 400m hohe Steilwand von Los Gigantes, die vermutlich jeder Teneriffa Urlauber schon mal bestaunt hat. Es gibt mehrere Schluchten, welche die Steilwand unterbrechen. Die bekannteste ist sicherlich die Schlucht von Masca, ausgehend durch den Barranco de Masca. Was aber sicherlich nicht jedem bekannt ist sind die Wassertunnel, die auch heute noch das Wasser durch die Felsen Richtung Los Gigantes leiten. Auch wenn die Tunnel offiziell gesperrt sind, sind die meisten Tunnel offen und können betreten werden. Bitte beachtet die Warnung am Ende des Artikels.
Die Rund-Wanderung beginnt in El Molledo und führt in die ziemlich verlassene Schlucht Barranco Seco und von dort weiter in den Barranco Mancha de Los Diaz. Bereits von Weitem sind die weißen Wasserrillen zu erkennen, die die Schlucht immer wieder mit weißen Streifen durchziehen. Wie auf dem Bild zu sehen geht man größtenteils über alte Pfade, wo man an der ein oder anderen Stelle auch mal etwas “abklettern” muss. Trotz der Verlassenheit in der Schlucht ist die Wegfindung kein Problem; Verlaufen ist in einer Schlucht selbst für uns nahezu ausgeschlossen.
Die alten verlassenen Baracken einer Wasserverteilanlage sind schon von weitem zu sehen und sind unser erstes Etappenziel der Wanderung.
Das Besondere sind aber nicht die alten Baracken, sondern die Betonwasserrinnen. Hier fließt tatsächlich noch Wasser. Für uns die erste Wasserrinne, die wir auf der Insel sehen, die wirklich noch aktiv ist. Entsprechend ist dieser Wassertunnel auch nicht zu begehen; der Eingang ist richtig verschlossen.
Durch den Barranco Mancha de Los Diaz geht es weiter Richtung Küste. Dabei hält man sich immer möglichst links, auch wenn der bessere Weg nach rechts abbiegt. Dieser führt allerdings zum Playa de Barranco Seco, was nicht unser Ziel ist.
Der markante Tunneleingang unter der Nase ist auf dem rechten Bild gut zu erkennen und zu unserem Glück auch offen.
Bevor wir den Tunnel aber betreten folgen wir dem Weg noch etwas weiter, wo sich eine alte Baracke und alte Maschinen vom Tunnelbau befinden.
Der kleine weiße Punkt im linken Bild ist übrigens kein Pixelfehler der Kamera, sondern der Tunnelausgang. Der Tunnel geht absolut gerade durch den Fels, so dass man vom Tunneleingang immer den 900m entfernten Tunnelausgang sehen kann. Zu unserer Überraschung ist der Tunnel sehr viel besser zu gehen als gedacht. Allerdings schwankt die Tunnelhöhe, weswegen wir mehrfach dem Helm danken, der uns etliche Beulen erspart. Auch wenn man Ein- und Ausgang ständig sieht ist es im Tunnel absolut dunkel. Hier sollte jeder eine eigene Lampe tragen, auch weil der Boden uneben ist und man ansonsten leicht stolpert.
Nach dem Ausgang kommt der schwerste Teil der Wanderung, da der Weg abgerutscht und nicht mehr vorhanden ist. Den Weg auf der gegenüber liegenden Seite der Schlucht sieht man zwar, aber die Wegfindung dorthin ist von oben nur schwer zu sehen. Nachdem wir der Weg erreicht haben und zurück blicken, ist es offensichtlich wie man hätte gehen können. Von oben war es für uns aber nicht zu erkennen gewesen, weswegen wir etliche Meter in dem überraschend brüchigen Fels abgeklettert sind.
Sollte es die Tage zuvor geregnet haben, kann die Wanderung an dieser Stelle leider beendet sein: Über die Schlucht läuft dann Wasser von Guama, was eine Querung unmöglich macht. Hier bleibt dann nur die Möglichkeit wieder umzukehren und vielleicht doch besser zum Playa de Barranco Seco zu gehen. Bei uns sind die Bedingungen aber sehr gut, so dass wir den Weg wie geplant fortsetzen.
Der nun folgende Pfad durch die Steilwand nach Los Gigantes stellt für geübte Alpinisten kein Problem dar. Man sollte aber auf jeden Fall trittsicher sein und keine Angst vor exponierten Stellen haben. Belohnt wird man mit tollen Aussichten auf die Steilwand sowie auf Los Gigantes.
Der Rückweg von Los Gigantes nach El Molledo führt durch den Barranco Archipenque vorbei an großen Bananen Plantagen. Hier sieht man auch die Ausgänge weiterer Tunnel, die alle begehbar sind. Letztendlich ist der Rückweg aber unspektakulär und bietet zur Mittagszeit keinen Schatten. Wer in Los Gigantes den Bus nach El Molledo nimmt ist sicherlich besser beraten und verpasst nichts. Einige Liebhaber von Lost Places kommen dann zwar nicht an der alten Wasseranlage von El Molledo vorbei. Wer diese sehen möchte, kann aber auch problemlos von El Molledo die wenigen Meter zurück gehen, lohnt aber auch nicht wirklich.
Bis auf das Ende, was man aber auch problemlos mit dem Bus abkürzen kann, ist es eine tolle Wanderung abseits vom Tourismus, wo man nur selten andere Personen trifft.
Achtung: Für diese Wanderung sollten folgende Punkte beachtet werden:
- Da nicht ausgeschlossen ist, dass der Ein- oder Ausgang des Tunnels doch mal versperrt ist, sollte man zeitig aufbrechen, um notfalls den Weg zurück zu gehen.
- Auch sollte die Wanderung auf keinen Fall nach Regentagen gemacht werden. Es gibt mehrere Stellen, wo nach Regen ein Weiterkommen durch herab stürzendes Wasser unmöglich ist.
- Hinzu kommt der fehlende Handy-Empfang in der Schlucht, was einen Notruf unmöglich macht.
- Aufgrund der Abgelegenheit des Weges sollte man auf keinen Fall alleine unterwegs sein.
- Für den Tunnel sollte jeder eine eigene Taschenlampe bzw. Stirnlampe dabei haben. Auch raten wir dringend zu einem Helm.
Status November 2022: Aktuell ist der Status des Küstentunnels unklar. Mich erreichen wöchentlich Meldung mit wechselnden Statusinformationen. Da ich dies selber nicht regelmäßig prüfen kann, bleibt der unklare Status ein weiteres Abenteuer auf dieser spannenden Tour.
Status Oktober 2022: Der Tunnel ist geschlossen, so dass dieser nicht durchquert werde kann. Neben diesem Tunnel an der Küste ist von den oberen drei Tunnel der mittlere ebenfalls geschlossen. Die beiden anderen Tunnel sind aber noch offen, so dass der untere Tunnel als Alternative genommen werden kann. Dieser führt natürlich nicht durch die Steilwand von Los Gigantes, so dass die Tour wie hier beschrieben aktuell nicht machbar ist.
Weitere Blogs zu Teneriffa
Während unserer Teneriffa-Urlaube 2019, 2020, 2022 und 2023 haben wir viel fotografiert und so sind mittlerweile zahlreiche Blogs entstanden. In 2023 waren es allerdings nur wenige Tage, da wir den zweiten Teil unseres Urlaub auf der Nachbarinsel La Gomera verbracht haben.
- Krankenhaus (2022)
- Südliche Baracken (2022)
- Loyola School: Haupttrakt (2022)
- Loyola School: Südflügel (2022)
- Loyola School: Nordflügel (2022)
- Graffiti von Bjor Artworks (2022)
- Graffitis von Hari (2022)
- Nördliches Gebäude (2022)
- Leuchtturm von El Poris (2022)
- Westliche Baracken (2022)
- Kirche der Geisterstadt (2022)
- Einzelnes Haus der Geisterstadt (2020)
- Rotes Haus (2020)
- Geisterstadt Abades (2019)
Wanderungen
- Um den Barranco del Rio (2023)
- Pico del Inglés (2023)
- Semáforo de Igueste – Antequera – Casillas (2023)
- Montaña La Centinela (2022)
- Barranco del Pedregal (2022)
- Benijo – El Draguillo – Faro de Anaga (2022)
- Faro de Anaga – Chamorga – Benijo (2022)
- Rund um Aguamansa (2022)
- Vera de Erques – Wasserfall Chindia (2022)
- Abstieg vom Wasserfall Chindia (2022)
- Fenster von Güimar, Wasserkanal (2022)
- Risco Steig, Teno Alto, Felsenbrücke (2022)
- Steilwand von Los Gigantes (2020)
- Um den Barranco del Rio (2020)
- Um den Chinyero (2020)
- Um den Barranco del Infierno (2019)
- Órganos Höhenweg (2019)
- Roque Imoque (2019)
Romantik
Orte
- Piedra de Arico (2023)
- Minas de San José (2022)
- San Miguel de Tajao (2022)
- Industriehafen von Granadilla (2022)
- Küste von El Poris (2022)
- Icor (2020)
- Felsenbrücke: Tajao (2020)
- Felsenbrücke: Silhouette (2020)
- Arco de la Linde (2020)
- Bauernmarkt in Los Silos (2020)
- Kapellen von Fasnia (2020)
- El Poris (2019)
- Cañada del Capricho (2022)
- Las Cañadas del Teide (2019)
- Raupe des Totenkopfschwärmers (2022)
- Kanaren Rotkehlchen (2022)
- Mandelblüte (2022)
- Balsam-Wolfsmilch (2020)
- Mandelblüte (2020)
- Flora (2020)
- Flora (2019)
- Fauna (2019)
Verschiedenes