Wer auf der Autobahn TF-1 nahe der Ausfahrt Abades schon mal Richtung Meer geschaut hat wird sicherlich das Kreuz einer Kirche erblickt haben. Normalerweise rollt man schnell vorbei ohne dem Gebäude eine besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Dieses Jahr überwog aber die Neugierde und wir unternahmen einen Ausflug zu diesem Gebäude. Dazu kann man per PKW entweder vom Kreisel am Ortseingang von Abades auf die Sandpiste ausfahren oder aus El Poris kommend ebenfalls über Sandpisten hinfahren.
Diese Entscheidung war ein Volltreffer – es handelt sich nicht nur um eine Kirche, sondern um eine skurrile Geisterstadt, dem Sanatorio de Abona. Das prägnanteste Gebäude ist dabei die auf einer Anhöhe liegenden Kirche im franco-typischen Stil.
Die Anlage besteht aus 35 Ruinen, die direkt an der Küste zwischen El Poris und La Jaca errichtet wurden. Den Ort Abades gab es bei der Errichtung der Anlage noch nicht, dazu aber später mehr. Neben der Kirche besteht die Anlage aus diversen kleineren Baracken und einigen größeren Gebäuden.
Alle Gebäude sind in einem ähnlichen Rohbau-Zustand: Sie haben Dächer, die Böden und Wände sind teilweise gefliest, Fenster und Türen sind nicht vorhanden. Die einzigen permanenten Bewohner sind Tauben, aber auch der Mensch hat hier seine Spuren in Form von Graffitis und Plastikmüll hinterlassen. Die Gebäude verwahrlosen offensichtlich schon seit vielen Jahren… die Stimmung hat etwas Beklemmendes und erinnert an eine alte Westernstadt. Bei der Erkundung sollte man allerdings vorsichtig sein, da die Bausubstanz teilweise sehr bedenklich ist. Auch sollte man auf Tauben achten die einen hinter jedem Durchgang aufschrecken lassen können.
Die Geschichte des Ortes beginnt zur Zeit des zweiten Weltkriegs, der an den kanarischen Inseln glücklicherweise vorbeigegangen war. Aber Teneriffa hatte zu dieser Zeit gegen einen anderen, unsichtbaren Gegner zu kämpfen: Die Lepra, eine Infektions-Krankheit, die die Isolation der Erkrankten erfordert. 1943 war die vorhandene Lepra-Station im Norden vor den Toren von Santa Cruz so überlastet, dass der Bau einer neuen Lepra-Station an der Südküste geplant wurde. Mit dessen Bau wurde im Jahr 1944 begonnen. Geplant waren Bungalows, ein Krankenhaus, ein Krematorium, eine Kirche und administrative Gebäude. Das Projekt konnte aber glücklicherweise gestoppt werden, da eine Behandlungsmethode von Lepra gefunden worden war, was die Lepra-Station obsolet machte. Es handelt sich somit um einen der wenigen Lost Places mit einem positiven Ausgang. Der bedrückenden und schaurigen Atmosphäre tut dies aber keinen Abbruch.
Aufgrund der Lage im Süden der Insel und direkt am Meer bietet die Anlage unzählige schöne Ausblicke auf das Meer und auf Gran Canaria.
Gleich neben den alten Ruinen wurde der neue Ort Abades errichtet. Von daher trägt das Sanatorio de Abona auch den Namen Sanatorio de Abades. Aus den alten Ruinen ergeben sich so sehr unwirkliche Ausblicke aus der alten auf die moderne Welt mit einem wunderschönen Meerblick.
In den rund 50 Jahren nach 1944 wurde das Gelände vom spanischen Militär als Trainingsgelände zur Simulation und Ausbildung von Häuserkämpfen genutzt. Von dieser Nutzung zeugen die zahlreichen Einschusslöcher in den Wänden fast aller Gebäude. Seit Anfang dieses Jahrtausends ist das Areal im Besitz eines italienischen Investors, dessen Pläne unbekannt sind. Wie lange es diesen skurrilen Lost Place noch geben wird ist unklar, aber aktuell bietet er Hobby- und Profi-Fotografen eine tolle Kulisse für außergewöhnliche und eindrucksvolle Bilder.
Weitere Blogs zu Teneriffa
Während unserer Teneriffa-Urlaube 2019, 2020, 2022 und 2023 haben wir viel fotografiert und so sind mittlerweile zahlreiche Blogs entstanden. In 2023 waren es allerdings nur wenige Tage, da wir den zweiten Teil unseres Urlaub auf der Nachbarinsel La Gomera verbracht haben.
Geisterstadt Abades
- Krankenhaus (2022)
- Südliche Baracken (2022)
- Loyola School: Haupttrakt (2022)
- Loyola School: Südflügel (2022)
- Loyola School: Nordflügel (2022)
- Graffiti von Bjor Artworks (2022)
- Graffitis von Hari (2022)
- Nördliches Gebäude (2022)
- Leuchtturm von El Poris (2022)
- Westliche Baracken (2022)
- Kirche der Geisterstadt (2022)
- Einzelnes Haus der Geisterstadt (2020)
- Rotes Haus (2020)
- Geisterstadt Abades (2019)
Wanderungen
- Um den Barranco del Rio (2023)
- Pico del Inglés (2023)
- Semáforo de Igueste – Antequera – Casillas (2023)
- Montaña La Centinela (2022)
- Barranco del Pedregal (2022)
- Benijo – El Draguillo – Faro de Anaga (2022)
- Faro de Anaga – Chamorga – Benijo (2022)
- Rund um Aguamansa (2022)
- Vera de Erques – Wasserfall Chindia (2022)
- Abstieg vom Wasserfall Chindia (2022)
- Fenster von Güimar, Wasserkanal (2022)
- Risco Steig, Teno Alto, Felsenbrücke (2022)
- Steilwand von Los Gigantes (2020)
- Um den Barranco del Rio (2020)
- Um den Chinyero (2020)
- Um den Barranco del Infierno (2019)
- Órganos Höhenweg (2019)
- Roque Imoque (2019)
Romantik
Orte
- Piedra de Arico (2023)
- Minas de San José (2022)
- San Miguel de Tajao (2022)
- Industriehafen von Granadilla (2022)
- Küste von El Poris (2022)
- Icor (2020)
- Felsenbrücke: Tajao (2020)
- Felsenbrücke: Silhouette (2020)
- Arco de la Linde (2020)
- Bauernmarkt in Los Silos (2020)
- Kapellen von Fasnia (2020)
- El Poris (2019)
- Cañada del Capricho (2022)
- Las Cañadas del Teide (2019)
- Raupe des Totenkopfschwärmers (2022)
- Kanaren Rotkehlchen (2022)
- Mandelblüte (2022)
- Balsam-Wolfsmilch (2020)
- Mandelblüte (2020)
- Flora (2020)
- Flora (2019)
- Fauna (2019)
Verschiedenes