Schon lange schwirrte mir die Idee im Kopf herum, zu Fuß aus dem Westerwald nach Konz zu gehen. Die Idee blieb aber in der Planung stecken. Zum einen ist es gar nicht so einfach, sich eine Strecke am Reißbrett selber zu entwerfen, und zum anderen war mir unklar, wie lange man für solch eine Strecke benötigt. Eher durch Zufall stieß ich über den Wanderführer Moselhöhenweg von Rother, welcher den Weg von Koblenz nach Wasserbillig in elf Etappen beschreibt. Das erleichterte die Planung immens, auch wenn dieser Weg nicht ganz im Westerwald startet. Da er zudem immer größtenteils in der Nähe der Bahn verläuft, wäre ein Abbruch jederzeit möglich, was die Zeitplanung entspannt, vor allem da es unsere erste Strecken-Wanderung wäre.
Bereits wenige Tage nach Erhalt des Führers machen wir uns auf den Weg. Da dies alles sehr kurzfristig ist, planen wir auch keine Unterkünfte sondern nehmen einfach unsere Biwaksäcke, Schlafsäcke und Luftmatrazen mit um, wenn uns der Platz gefällt, einfach im Wald zu schlafen. Wir haben die Hoffnung, die 185km welche in 11 Etappen aufgeteilt sind, in acht Tagen zu meistern.
In die Rucksäcke kommen neben den bereits erwähnten Biwaksäcken, Schlafsäcken und Luftmatratzen die üblichen Wanderutensilien wie Verpflegung, Wasser, Gaskocher, Kleidung, erste Hilfe-Set und noch etwas Krimskrams. Aufgrund der Corona Situation ist unklar ob und wo wir Verpflegung und Wasser erhalten, weswegen wir 10l Wasser und ca. 2kg an Wurst, Käse und Nüssen dabei haben. Zusätzlich packen wir natürlich das Kamera Equipment inkl. Objektiven und Powerbank ein, wodurch wir auf zwei Rücksäcke mit einmal 17kg und einmal 10kg kommen. Um es gleich vorweg zu nehmen, die Kamera und die Powerbank mit zu nehmen war eine grober Fehler. Viel zu schwer und viel zu umständlich auf einer Fernwanderung, so dass fast alle Bilder mit dem Handy gemacht sind. Die Wassermenge und die Verpflegung hat sich dagegen als genau richtig heraus gestellt, dazu aber später mehr.
Wir sind dann mal weg…
Samstags morgens um 7:45 Uhr geht es in Koblenz-Güls los. Die erste Etappe führt über 11km nach Kobern-Gondorf. Der Führer warnt gleich vor der ersten Etappe, da die ansich sehr gute Beschilderung dazu verleitet, auf den alten Moselhöhenweg abzudriften. Was soll ich sagen, allen Warnungen zum Trotz verrennen wir uns bereits nach einer Stunde was uns gleich zu Beginn die erste Zeitstrafe einheimst. Aber gut, auf solch einer Strecke bleibt das wohl nicht aus.
Wie auf den Bildern nur unschwer zu erkennen ist, ist es nicht nur bewölkt sondern es regnet in Strömen. So kommen direkt zu Beginn der Wanderung unsere Ultra-Light-Ponchos zum Einsatz und beweisen, dass sie ihr Geld wert sind.
Trotz des Verhauers und des schlechten Wetters sind wir bereits um 12:00 Uhr in Kobern-Gondorf wo wir uns erst mal gemütlich am Moselufer stärkten und die Füße in der kühlen Mosel baumeln lassen. Natürlich geht es anschließend weiter über Etappe 2 nach Hatzenport, was nach 15km erreicht werden soll. Das Schloß von der Leyen in Kobern-Gondorf ist wegen Corona leider geschlossen, wie vieles auf dieser Wanderung.
Eigentlich ist jetzt schon klar, dass wir auf der Wanderung von Besichtigungen Abstand nehmen müssen. Corona bedingt hat fast alles geschlossen, sogar Lokale haben nur eingeschränkt geöffnet bzw. sind nur mit Reservierung zu betreten. Von daher planen wir um auf eine reine Natur-Wanderung, wo wir möglichst schnell unterwegs sein wollen und erst gar nicht mehr versuchen, irgendwelche Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Am sinnvollsten hätte man bereits jetzt schon das ganze Kamera Equipment per Post zurück nach Hause geschickt.
Von Kobern-Gondorf geht es folglich direkt weiter nach Lehmen, wo wir über ein großes Warnschild stolpern: der Würzlaysteig, nur für Geübte, trittsicher und schwindelfrei muss man sein. Solche Warnungen ziehen uns immer magisch an und natürlich verlassen wir den Moselhöhenweg um über den Würzlaysteig zu gehen. Wir kennen zwar nicht den Original-Weg, aber so schön wie der Steig kann er gar nicht sein. Die Wege kommen am Ausoniusstein wieder zusammen, von wo aus es weiter nach Hatzenport geht.
Der Weg nach Hatzenport führt über weite Felder mit immer wieder tollen Aussichten auf die unzähligen Burgen und Ruinen in der Region, wie z.B. die Burg Thurant, sicherlich einer der schönsten Burgen an der Mosel.
Gegen 17:15 Uhr erreichen wir bereits Hatzenport und sitzen im Winzerhof Gietzen. Obwohl verschwitzte und müffelnde Rucksack-Wanderer ganz offensichtlich nicht die typischen Gäste darstellen, werden wir sehr freundlich empfangen und erhalten einen der letzten Tische im sehr gemütlich eingerichteten Innenhof. Neben den tollen eigenen Weinen gibt es eine überraschend gute Küche, welche wir ausgiebig genießen.
Zwei Etappen an einem Tag, damit hatten wir mit dem Gepäck nicht gerechnet. Ob man das Tempo die Tage so beibehalten kann? Nach dem Abendessen fühlen wir uns zumindest noch fit und brechen auf in die dritte Etappe Richtung Karden (12km). Ein Stück wollen wir noch gehen, um einen schönen Platz für die Nacht zu finden. Einige Kilometer später zwischen Lasserg und der Burg Eltz finden wir ein schönes Plätzchen am Waldrand wo wir unser Nachtlager einrichten. Geschafft, nach 12 Stunden und 31km kriechen wir in unsere Schlafsäcke.
Wanderverlauf
- Tag 1: Koblenz, Kobern, Hatzenport, Lasserg (31km)
- Tag 2: Lasserg, Karden, Cochem, Bremmer Calmont (41km)
- Tag 3: Alf, Ürzig (32km)
- Tag 4: Lieser, Klüsserath, Rudenberg (39km)
- Tag 5: Schweich, Trier, Konz (48km)
Den konkreten Wanderverlauf gibt es unter GPS Tracks. Die Streckenlänge unterscheidet sich um ca. 5 km, da in dem veröffentlichten Track (186 km) unsere Verhauer bereinigten sind und unser Ziel noch ein paar Kilometer hinter dem Konzer Marktplatz lag.