Der Lieserpfad ist ein Fernwanderweg von Boxberg über Daun, Manderscheid und Wittlich bis nach Lieser, wo die Lieser in die Mosel mündet. Der Weg ist 74km lang und wird offiziell in vier Etappen aufgeteilt.
Wir starten an diesem Morgen Ende März in Daun, wo wir unser Auto abstellen, uns einen kleinen Rucksack schnappen und mit dem Bus nach Boxberg fahren. Gleich neben diesem kleinen beschaulichen Ort in der Eifel befindet sich die Quelle der Lieser. Im Quellbrunnen ist die Lieser allerdings wirklich noch ein sehr kleiner Wasserstrahl. Auch auf den nächsten Kilometern ist sie nur ein kleines Rinnsal. Über Felder und Wiesen geht es entlang der Lieser in Richtung Daun.
Der Charakter des Weges ist wie man es vermutet, sehr flach und entlang der Lieser, ohne große Besonderheiten. Das erste Highlight des Weges befindet sich in Neichen. Die 460 Jahre alte Eiche ist ein sehr beeindruckender Baum. Man kann es auf dem Bild nur erahnen, aber der Stammumfang beträgt ganze 4m und der Baum ist 28m Meter hoch.
Gleich hinter Neichen sieht man schon von weiten das nächste Highlight, die neue Liesertalbrücke der Autobahn A1. Durch ihre Höhe von 55m ist die Fahrbahn aber so weit entfernt, dass diese schon wieder klein wirkt. Die Lieser, welche man hier zum zweiten quert, ist immerhin schon zu einem kleinen Bach angewachsen.
Vorbei an der Kapelle von Rengen geht es durch den Ort zur alten Bahnunterführung. Gleich hinter dieser kommt eines der ersten großen Überraschungen und Highlights für uns: der Rengener Drees.
Beim Rengener Drees handelt es sich um eine Mineralwasserquelle mit natürlicher Kohlensäure. D.h., man kann das Wasser trinken und es fühlt sich wie ein stilles Wasser mit etwas Kohlensäure an (eher vergleichbar einem medium Wasser). Der Geschmack ist allerdings überraschend und unbekannt. Man ahnt es vielleicht schon aufgrund der Bilder: das Wasser ist extrem eisenhaltig. Der Eisengehalt färbt nicht nur die Quelle rot, auch die umliegende Wiese ist rot eingefärbt. Geschmacklich muss man unweigerlich an sein eigenes Blut denken, nur sehr viel flüssiger und blubbernd. Der hohe Mineralgehalt ist aber perfekt für eine lange Wanderung, weswegen wir uns ausgiebig stärken. Unsere Hände, aus denen wir das Wasser trinken, werden aber den den restlichen Tag nach Blut riechen.
Nach der Stärkung an der Rengener Dress geht es weiter Richtung Daun, welches wir nach insgesamt vier Stunden erreichen. Am Auto packen wir unsere Tourenrucksäcke auf den Rücken, und gehen weiter nach Gemünden. Am Gemündener Maar machen wir Mittagspause im Restaurant KuliMaarik. Leider liegen die Maare nicht auf dem Lieserpfad, so dass wir nur das Gemündener Maar streifen und uns die weiteren Maare für eine spätere Wanderung über den Vulcano Pfad aufheben müssen.
Bis hier hin war es ein recht flacher Wanderweg entlang der Lieser gewesen, so wie wir ihn uns auch vorgestellt haben. Der Lieferpfad ändert jetzt aber seinen Charakter und wandelt sich zu einem wunderschönen Bergpfad. Der “Pfad” im Namen ist hier Programm, nicht die Lieser. Diese bietet nur den Rahmen für die tollen Pfade und zeigt sie sich nur ab und zu von oben bzw. beim Queren. Aus dem Bach ist mittlerweile auch bereits ein kleiner Fluss geworden.
Größtenteils geht es über kleine Wald– bzw. Bergpfade weiter Richtung Manderscheid. Unterwegs kommt man an weiteren Mineralwasserquellen vorbei, welche ähnlich dem Rengener Drees sind. An dem Geschmack muss man sich wirklich gewöhnen, aber das Wasser spendet wichtige Mineralien für große Wanderungen.
Das letzte Stück vor Manderscheid ist ein wunderschöner Bergpfad, mit dem wir so überhaupt nicht gerechnet haben. Für uns der pure Genuss, der in Manderscheid am Wein Cafe De Port endet.
Nachdem wir bereits neun Stunden unterwegs sind, genießen wir das gute Essen und natürlich den leckeren Wein im Wein Cafe De Port. Nach der wirklichen guten Stärkung geht es für uns aber noch weiter, schließlich müssen wir noch einen Platz zum Übernachten finden. Nach knapp elf Stunden haben wir ein ruhiges Plätzchen im Wald gefunden, wo wir unsere Hängematten aufhängen und erschöpft aber glücklich in die Schlafsäcke kriechen können. Der erste Tag war mit seinen 38 km schon mal sehr viel schöner als gedacht und wir sind gespannt, ob der Lieserpfad dies im folgenden wird halten können.