Die Gegend um Neustadt (Wied) und Roßbach hat eine historische Bergbau-Tradition. Rund um das Roßbacher Häubchen gibt es bereits viele Wanderungen, die den Bergbau im Fokus haben. Neu sind zwei Georouten bei Neustadt (Wied), welche im Juni / Juli 2022 offiziell eröffnet werden. Die Georoute Basalt und Buntmetalle kombiniert viele tolle Wege um Neustadt (Wied), wie z.B. unsere Kleine Wied-Runde um Neustadt (Wied). Da wir alle Abschnitte dieser Route bereits kennen, sind wir sehr gespannt auf die Georoute Im Tal der alten Hütte. Diese enthält nicht nur viele uns unbekannte Wege, sondern auch ganz neue Wald-Pfade – genau das, was wir uns uns immer wünschen.
An diesem heißen und extrem sonnigen Tag begeben wir uns schon früh morgens auf die neue Georoute. Dabei geht der Weg immer wieder über Wiesen und Felder. Insbesondere die Waldränder erstrahlen im Pink des Fingerhutes, der gerade in voller Pracht steht und einen tollen Farbkontrast zum Grün des Waldes bildet.
Ziel der Georoute ist es, die Geschichte des Bergbaus in der Region zu zeigen. Mit viel Liebe zum Detail wurden Informationspunkte errichtet, welche entlang des Weges die Geschichte erzählen und auf besondere Orte aufmerksam machen. Da der Bergbau in der Region bereits vor ca. 200 Jahren eingestellt wurde, gibt es nur noch wenig vom Bergbau selbst zu sehen. Die Felsfalte Altenhütte sowie der Eingang zur Grube Borscheiderseifen sind einige der wenigen Attraktionen, welche heute noch zu sehen sind.
Vorbei an der Altenhütte geht es hinauf zu Pingen und Rennöfen, wo eine Bank und ein Tisch zum Rasten nach dem anstrengenden Anstieg einladen. Wer lieber auf ein kühles Bier hofft, kann natürlich auch gleich weiter gehen zum Waldhotel Heiderhof, wo sich die Grube Friedrich Willhelm I befindet.
Die wenigen verbliebenen Zeugnisse des Bergbaus sollen aber nicht darüber hinweg täuschen, dass es sich bei dieser Georoute um einen tollen Weg durch die Natur der Region handelt. Wir wollen gar nicht erst versuchen, hier die Bergbau Geschichte wieder zu geben. Wer sich tiefer einlesen möchte findet unter QR-Kultur oder auf den zahlreichen Informationspunkten entlang des Wegs weitere Informationen. Unser Fokus liegt wie immer auf der Natur dieser Region, welche auf der Georoute durchwandert wird. Einen besonderen Ausblick bietet der GeoBlick Bottscheid. Wer bisher noch keine Rast gemacht hat, wird hier sicherlich innehalten und die Aussicht in den Westerwald genießen. Nach einem weiteren Waldweg erreicht man nach ca. einem Drittel des Weges den Stausee Obersteinebach. Ein beliebter Ort für Angler und Wanderer, die sich im angrenzenden Restaurant Wallerstube Obersteinebach wieder mit einem kühlen Bier stärken wollen.
Der Weg selbst ist sehr abwechslungsreich. Auch wenn einzelne kleine Abschnitte über asphaltierte Wege führen, wie z.B. durch Obersteinebach, sind die größten Teile Forst-Wege und Wald-Pfade. Man sollte aber unbedingt auf passendes Schuhwerk achten. Einige neue Pfade sind noch nicht ausgetreten und stellenweise ist der Weg sehr matschig. Gerade nach einer längeren Regenphase kann man leicht nasse Füße bekommen.
Vorbei an der Grube Deus und Moll (Obersteinbach) geht es durch den Wald Richtung Hombachsmühle. Mit etwas Glück trifft man zwischen der Hombachsmühle und der Grube Rübenhahn auf Strauße (Struthio). Durch ihre Schnabelform sieht es für mich immer so aus, als würden sie mich verschmitzt Anlächeln und ich habe immer das Gefühl, ihnen nicht trauen zu können (was ich vermutlich auch nicht sollte). Ihre Gesichter sind aber extrem ausdrucksstark und man kann die beiden Strauße auch direkt unterscheiden. Das liegt sicher auch an der prägnanten Maserung ihrer Schnäbel sowie ihrer Friseur. Die zerrupften Federn der Köpfe machen aus jedem Vogel einen individuellen Punker.
Auf dem Weg gibt es immer wieder kleine Oasen wie dieser Weiher, den es gleich hinter den Straußen zu entdecken gibt.
Immer wieder führt der Weg über Felder aus einem Waldstück in das nächste. Man sollte unbedingt auf die Weg-Markierungen achten, welche öfter mal sehr überraschend sind. Auf dem unteren Bild ist der Weg offensichtlich. Es gibt aber immer wieder Stellen, die zunächst mitten in den Wald oder in eine Wiese weisen, ohne dass ein Pfad zu erkennen ist. Dies ist tatsächlich richtig und der Tatsache geschuldet, dass hier wirklich neue Pfade durch den Wald und über Wiesen frei gegeben wurden. Da die Tour noch neu ist, sind diese Pfade noch nicht ausgetreten. Wer also Lust auf neue Abenteuer hat findet hier genau das Richtige.
Die Gedenktafel Hungerwinter erinnert an die Hungersnot von 1847/48 und insbesondere an die beiden Bauersjungen Wilhelm und Peter Menzenbach. Diese brachen bei eisiger Kälte auf nach Linz um Brot für ihre Familie zu kaufen. Auf dem Rückweg erlagen sie dem Wintersturm.
Der weitere Weg führt über die Grube Wilhelm vorbei an der Grubenbahn der Grube Ferdinand. Nachdem die Grube Ferdinand in den letzten zehn Jahren ungenutzt war, erstahlt sie nun durch ein junges, engagiertes Pächter-Team wieder in neuem Glanz. Wenn alles nach Plan läuft, sollte man demnächst auch wieder einkehren können. Wir sind ganz gespannt und wünschen den jungen Betreibern viel Erfolg.
Immer wieder öffnet sich der Wald und gibt einen tollen Blick über die Felder und Landschaft des Westerwaldes und des Wiedtals frei. Insbesondere der GeoBlick Grübelsberg bietet bei klarem Wetter eine immense Sicht weit über das Siebengebirge hinaus.
Fazit: Die neue Georoute Im Tal der alten Hütte ist eine tolle Bereicherung der Region, die in den nächsten Monaten sicherlich viel Zulauf erhalten wird. Das wird auch notwendig sein, um einige neue Wege auszutreten, so dass diese besser zu erkennen sind. Wir werden sie sicherlich noch einige male gehen, um die vielen Aussichten zu unterschiedlichen Jahreszeiten zu erleben.