Von unserem Lieblings-Camping Platz Camping Mombarone im Piemont, an der Grenze zum Valle dell’Aosta, blickt man auf beiden Seiten des Fiume Dorra Baltea auf eine tolle Berglandschaft. Was liegt also näher, als auf einen der naheliegenden Gipfel zu Wandern? Als Ziel dieser Wanderung haben wir uns den 2085m hohen Bec di Nona ausgesucht. Ein Rundweg von 22km und ca. 2000hm ist schnell entworfen. Da es anstrengend werden würde, starten wir zeitig mit den ersten Sonnenstrahlen um 8:00 Uhr morgens.
Castello di Castruzzone
Erstes Zwischenziel ist die Burg Ruine Castello di Castruzzone, welche nur 1.5km vom Campingplatz entfernt auf einem Felsvorsprung in der Gemeinde Carema im Ortsteil Airale liegt. Von hier aus hat man einen tollen Ausblick in das noch verschlafene Piemont. Die Sonne geht gerade auf und lässt bei wolkenlosem Himmel bereits Teile des Piemonts erstrahlen.
Die Burg wurde bereits im Jahr 1357 vom Bischof von Ivrea an Amedeo VI di Savoia als ewiges Lehen übergeben und war ursprünglich unter dem Namen Castrum Ugonis bekannt. Seit sie in den Besitz der Familie Carstrusson (oder Castruchon) übergegangen war, trägt sie ihren aktuellen Namen. Die Burg wurde bereits im 16. Jahrhundert zerstört und nicht wiedererrichtet. Da die Ruine auch nicht gepflegt wird, ist sie entsprechend zugewuchert. Es gibt aber einen kleinen Pfad, der bis zum Rand des Felsvorsprungs führt, von wo aus man einen tollen Blick ins Tal hat.
Maletto
Von der Ruine geht es erst mal wieder bergab Richtung Carema. Am oberen Ortsrand geht es über den Wanderweg 841 nun stetig bergauf. Man kommt dabei an kleinen Dörfern wie Pragioioso und Alpi Borello vorbei und muss den Rio Caffaro queren. Ziel ist die Hochebene von Maletto, wo es nach ca. 7km endlich mal wieder etwas flacher wird.
Die Bergkante hinter Maletto ist das Ziel der Wanderung. Auf der rechten Seite, noch weit hinter dem grünen Vorgipfel, ist der Punta Cressa (2051m). Von dort geht es über den Grat nach links zum Bec di Nona (2085m), dem kleinen unscheinbaren Hügel genau oberhalb des großen Baumes links der Häuser. Bis zum Grat ist es aber noch sehr viel weiter als das Bild vermuten lässt.
Im Dorf wird man liebevoll begrüßt – leider nur von einem schön dekorierten Schild, denn Maletto ist an diesem Tag komplett verlassen. So können wir hier unsere Trinkflaschen nicht wie geplant auffüllen. Doch bis zum Grat werden wir noch weitere Dörfer passieren, in denen es hoffentlich Wasser geben wird.
Balmetta
In den Orten Alpe La Verna, Chioso und Balmetta treffen wir ebenfalls keine Menschen an. Da der Weg aber größtenteils durch schattigen Wald verläuft, brauchen wir weniger Wasser als befürchtet. Der Anstieg ist aber nicht zu unterschätzen, es geht fast den ganzen Weg kontinuierlich Bergauf.
Hinter Balmetta gibt es die erste größere Rast, wo wir uns nochmal richtig stärken. Laut Karte verlassen wir bald den Wald und beginnen in der Morgensonne den richtig steilen Anstieg zum Grat.
Anstieg zum Grat
Der Anstieg zum Grat darf nicht unterschätzt werden. Zum einen ist er richtig steil und zum anderen ist der Weg kaum zu erkennen bzw. er verläuft durch wegloses Gelände. Aller Strapazen zum Trotz nehmen wir uns aber immer die Zeit, einen Blick zurück zu werfen. Die Aussicht ist grandios und bis jetzt haben wir auch noch keinen weiteren Menschen getroffen. Die kleinen Quellwolken kommen uns gerade gelegen, da sie uns den nötigen Schatten für den Aufstieg bieten.
Punta Cressa (2051m)
Das zweite Ziel ist geschafft, wir stehen auf dem Grat bzw. auf dem Punta Cressa (2051m). Leider schlägt jetzt das Wetter um: Von der linken Bergseite, von der wir gekommen sind, zieht es sich zu und bedrohliche Wolken steigen genau zu uns auf.
Nach einer kurzen Sichtung und Besprechung der Lage entscheiden wir uns trotzdem weiter Richtung Bec di Nona zu gehen. Der Gipfel ist sehr nah und sollte es wirklich zu regnen beginnen, würden wir notfalls über den bereits zurück gelegten Weg zurückgehen können.
Der Weg zum Gipfel sieht sehr einfach aus und ist es letztendlich auch. Die größte Herausforderung ist, einen Weg durch die Latschenfelder zu finden und nicht auf den nassen Wurzeln aus zu rutschen.
Bec di Nona (2085m)
Geschafft, wir stehen auf dem Bec di Nona (2085m). Zum Glück gibt es ein Gipfelkreuz (zumindest was davon übrig ist), ansonsten wären wir uns nicht sicher gewesen. Wir stehen leicht durchnässt mitten in den Wolken und haben eine Sicht von nur wenigen Metern. Bei diesem Wetter ist der Gipfel kein Platz, an dem wir lange verweilen möchten.
Bei schönem Wetter bietet dieser Gipfel aber sicherlich einen tollen Blick in das Piemont und das Valle dell’Aosta, soviel konnte man beim Aufstieg schon erkennen. Jetzt heißt es allerdings nur noch sicher runter kommen. Unser Abstieg ist im Blog Abstieg beschrieben.