Eine weitere klassische Linie am Battert ist die Schleierkante an der Cima della Madonna. Sie gilt, für mich berechtigt, als eine der schönsten 5 UIAA Touren am Battert. Klettertechnisch sicherlich keine Herausforderung, mental aber sehr anspruchsvoll. Die Tour muss größtenteils mobil abgesichert werden, was streckenweise gar nicht oder nur sehr schwierig möglich ist. Angeblich gibt es sehr viele gute Sicherungsmöglichkeiten, die mir bisher aber verborgen geblieben sind. Von daher ergeben sich recht lange Runouts mit teilweisen dubiosen Sicherungen. Hinzu kommt, dass der Fels nicht besonders fest ist und das Knacken unter den Füßen heftig am Vertrauten und an den Nerven nargt.
Ich würde die Tour niemals einem Kletterer empfehlen, der gerade im 5. Grad angekommen ist. Die perfekte Tour um Kletter-Neulingen den Spaß am Klettern zu vermiesen. 🙂
Ganz anders als bei einem alten Hasen wie Michael, der souverän seine Erfahrungen im alpinen Klettern ausspielt. Man sieht regelrecht, wie entspannt er auch weit über der letzten Sicherung steht und ruhig die nächsten Züge plant bzw. weitere Sicherungen anbringt.
Die Querung aus der Verschneidung sollte gut geplant sein. Es gibt, wenn man sie mal gefunden hat, durchaus gute Strukturen. In der Mitte der Wand kann und sollte man einen Cam oder Keil legen. Ein Sturz in der Querung führt sonst unweigerlich zu einem Pendler mit den bekannten Schrammen und blauen Flecken.
All zu viele Sicherungen sollte man allerdings auch nicht gelegt haben. Die Tour ist recht lang und mit jeder Sicherung erhöht sich die Reibung am Seil, was sich spätestens am Ausstieg rächt. Michael hat aber alles richtig gemacht und kann seinen Triumph auf dem Cima della Madonna zu recht genießen.
Die Kollegen genießen dagegen im Nachstieg und ganz ohne Stress diese wunderschöne Tour. Wie üblich wird am Gipfel die Heldentat besprochen, bevor ein weiterer herrlicher Tag am Battert zu Ende geht.