Im Herbst muss man gar nicht früh aufstehen um durch Nebel im Wiedtal zu wandern. Auch nach einem Arbeitstag verschwindet die Landschaft im Nebel und man muss sich beeilen bevor die letzten Sonnenstrahlen unter gehen. Für mich ist es immer wieder entspannend die Ruhe und die Einsamkeit zu genießen welche durch den Nebel entsteht. Sogar die sonst aktiven Kamerunschafe (Cameroon dwarf blackbelly sheep) sind tiefenentspannt und wundern sich über die wenigen Wanderer, die bei diesem feuchten Wetter unterwegs sind. Da wird man direkt neidisch auf das braune und warme Fell der Schafe.
Die geringe Sicht sorgt für ein sehr entschleunigtes aber fokussiertes Gehen auf den kaum noch zu erkennenden Pfaden. Umso genauer nimmt man die Natur war und entdeckt Pflanzen, an denen man sonst vorbei laufen würde. Sogar diese Wilde Möhre (Daucus carota subsp. carota) aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae) wird dann zu einem Star in der Landschaft. Die vielen kleinen Spinnweben packen die vertrocknete Blüte leicht ein und fangen den Tau des Nebels ein.
Normalerweise ist der Sonnenuntergang zu dieser Jahreszeit eher grau und weniger rot. An diesem Tag bringt eine kräftige Höhenströmung aber Saharastaub nach Deutschland, wodurch sich der Himmel orange färbt. Im Nebel selber ist der Himmel und die Färbung nicht zu sehen. Erst wenn man den Nebel verlässt erstrahlt der Himmel und legt einen orangen Schleier ins Wiedtal.
Nachdem die Sonne bereits unter gegangen ist, dauert es nur wenige Minuten bis die Landschaft vollständig im dunklen verschwindet. Der Rückweg geht für mich wieder hinunter ins Tal. Ohne Stirnlampe, die ich natürlich dabei habe, ist der Weg durch Wald und Felder bei diesen Bedingungen nur schwer zu finden.